Chronik

1.Wie alles begann

Der Heimatverein Edelweiß in Neumarkt, der im Jahr 1911 gegründet wurde, verfolgt den Zweck, Volkskultur und Brauchtum zu erhalten. Im Jahr 1989 regte der damalige Obmann Franz Lohninger an, beim „Trachtenball“, den der Verein jedes Jahr ausrichtet, eine Balleinlage in Form eines Einakters aufzuführen, und so wurden im Rahmen einer „Stammtisch-Szene“ dem Publikum aktuelle Themen aus der Region auf humorvolle Art dargelegt. Das fand beim Publikum sehr großen Anklang, darum wurde es auch in den folgenden Jahren in gleicher Weise beibehalten. Walter Thalhammer engagierte sich damals sehr für diese Balleinlagen. Er schrieb von da an die Texte und organisierte auch die ganzen Proben und die Aufführung bei den Bällen. Im Frühjahr 1992 wagte er sich erstmals an die Inszenierung eines abendfüllenden Theaterstückes heran. Das war die eigentliche Geburtsstunde der

„Theatergruppe vom Heimatverein Edelweiß Neumarkt“

2.Das erste Jahr

Walter Thalhammer suchte vorerst im Heimatverein nach Mitspielern für das ländliche Lustspiel „Der Gehirnschwund“, und bekam dabei auch große Unterstützung von seine Frau Maria. Die Beiden waren fortan die „Organisatoren“ der Gruppe. Walter kümmerte sich neben seiner Rolle als Darsteller auch um die Probeneinteilung und Regie, den Bühnenbau, sowie die Vertretung der Gruppe innerhalb des Heimatvereins und auch nach außen hin. Maria übernahm die Rolle der Souffleuse und kümmerte sich um die Platzreservierung und die Abendkasse sowie organisatorische Tätigkeiten innerhalb der Gruppe. Sie war es auch, die im Freundes- und Bekanntenkreis noch Darsteller für die noch nicht besetzten Rollen engagierte, so dass am 3. April 1992 die erste Theaterprobe stattfinden konnte.

In den folgenden Monaten wurden insgesamt 25 Proben abgehalten. Zusätzlich musste noch Material für Kulissen besorgt werden, die allesamt in Eigen-Regie angefertigt und für die Proben vorerst im Vereinsheim des Heimatverein aufgebaut wurden. Erst ca 2 Wochen vor der Premiere wurde das Ganze in den Saal des Gasthaus Gerbl übersiedelt.

Da im Gerbl-Saal zwar eine um 2 Stufen erhöhte Saalbühne vorhanden ist, diese aber keinen Vorhang hat, wurde auch ein gebrauchter Theatervorhang angekauft. Für diesen Vorhang wurde ebenfalls in Eigen-Regie ein eigenes Vorhanggerüst konstruiert und gebaut. Nachdem noch vom Salzburger Amateurtheaterverband leihweise ein paar Scheinwerfer samt Steuerung zur Verfügung gestellt wurden, konnte am 4. Juli 1992 die erste Premiere gefeiert werden, und 4 weitere Aufführungen vervollständigten die erste Theatersaison. Mit dabei waren damals Maria Thalhammer, Eveline Motschmann, Walter Thalhammer, Angelika Sams, Richard Harlander Helga Seer, Josef Baier und Herbert Hurer.

1992-"Der Gehirnschwund"

Obwohl das Theater sozusagen „von Null weg“ begonnen hatte, ist es gelungen, die anfallenden Unkosten (Verlagstantiemen, Steuern und Gebühren, Materialkosten für Kulissen, Vorhang und Vorhanggerüst ….) einzuspielen. Das war damals für die Gruppe ein „Sprung ins kalte Wasser“, denn eigentlich hatte keiner der Mitwirkenden eine besondere Ahnung vom Theaterspielen, aber das Stück fand beim Publikum guten Anklang. Der Erfolg war für die Mitwirkenden der Ansporn, dieses „Hobby“ auch in den folgenden Jahren weiterzuführen, und inzwischen sind die jährlichen Theateraufführungen zu einem festen Bestandteil im Neumarkter Veranstaltungskalender geworden. Die Gruppe trat damals dem Salzburger Amateurtheaterverband bei, und einige Mitspieler besuchten auch diverse Kurse und Seminare. Es konnten damals auch einige Kontakte geknüpft werden, und die „Neulinge auf den Brettern, die die Welt bedeuten“ konnten viel von der Erfahrung dieser Theaterkollegen lernen.

3.Die weitere Entwicklung

Nach der „Balleinlage“ für den Trachtenball 1993 (Einakter: „Beim Stammtisch“) ging es auch bald los mit den Vorbereitungen für das nächste abendfüllende Theaterstück. Da die „Saalbühne“ im Gasthaus Gerbl den Nachteil hat, dass sie nicht sehr hoch ist und auch keinen separaten Zugang hat, so dass die Schauspieler nur durch den Zuschauerraum auf die Bühne gelangen konnten, wurde für die zweite Theatersaison (natürlich wieder in Eigen-Regie!!) ein eigener Bühnenboden gebaut. Die Materialkosten von ca 13.500.- Schilling wurden damals von der Gemeinde Neumarkt mit 10.000.- Schilling subventioniert. Dieser Bühnenboden ist eine reine Holzkonstruktion und wird für die Aufführungen jedes Jahr auf der gegenüberliegenden Saalseite auf- und abgebaut.

Die ländliche Posse „Der Liebeslehrbua“ wurde bereits auf diesem neuen Bühnenboden gespielt.

1995 nahm die Gruppe die Aktion „Theaterwerkstatt“ des Salzburger Amateurtheaterverbandes in Anspruch. Dabei wird eine Gruppe bei der Inszenierung eines Theaterstückes von einem erfahrenen Regisseur aus einer anderen Mitgliedsgruppe unterstützt. Florian Fleischhacker und Helmut Sommerauer von der Theatergruppe „Die Kleingmainer“ kam jede Woche zwei Mal zu den Proben und gaben zahlreiche gute Tipps für eine gute Probenarbeit und erfolgreiche Aufführungen des Stückes „Der hilfreiche Antonius“.

1995-"Der hilfreiche Antonius"

4.Technische Bühnenausrüstung

Nachdem sich das Theater in Neumarkt ganz gut etabliert hatte, wurde überlegt, die technische Grundausrüstung, die bisher vom Amateurtheaterverband ausgeliehen wurde, selber zu beschaffen. Zur Finanzierung der Scheinwerfer samt Lichtsteuerung wurden neben den Theateraufführungen auch 2 Flohmärkte (1998 und 2000) veranstaltet. Die Anschaffung einer Tonanlage (Angebotspreis ca 65.000,- Schilling) wurde von der Gemeinde Neumarkt mit 35.000.- Schilling subventioniert. So konnte unsere Theatergruppe auch die Handhabung der Bühnentechnik jederzeit üben, was bei den Aufführungen vor Allem für die Zuschauer in den hinteren Sitzreihen eine wesentliche Verbesserung brachte.

5.Änderung der Stilrichtung

Nachdem anfangs nur ländliche Komödien gespielt wurden, ging man im Jahr 2001 daran, mit dem Stück „Das ideale Mörderpaar“ eine Kriminalkomödie zu inszenieren. Das brachte erst einmal einen markanten Zuschauer-Rückgang mit sich, weil viele „alt eingesessene Zuschauer“ skeptisch waren wegen des Wortes „Mörder..“ im Titel! Doch es sprach sich bald herum, dass auch dieses Theaterstück sehr lustig war, und so konnte im darauffolgenden Jahr mit dem Lustspiel „Eine unvergessliche Nacht“ der Zuschauer-Rückgang doppelt wettgemacht werden. Von da an spielten die Stücke nicht mehr nur im bäuerlichen Milieu, sondern in allen Gesellschaftsschichten.

2001-"Ein ideales Mörderpaar"

6.Sonstige Inszenierungen

Zusätzlich zu den jährlichen „Theatersaisonen“ im Gasthaus Gerbl wurden bis zum Jahr 2004 auch die Balleinlagen beim Trachtenball inszeniert, außerdem gab es auch Aufführungen bei diversen sonstigen Veranstaltungen und Festen. Im Jahr 2000 wurde von der Gemeinde Neumarkt im Zuge der Stadterhebung eine „Grenzwanderung“ entlang der Gemeindegrenzen organisiert. An 3 Stellen auf dieser Etappe wurden die Wanderer mit Theaterszenen in Form einer „historischen Grenzbegehung“, „Grenzstreitigkeiten zweier Grundnachbarn“ sowie einer „Schmugglerszene“ überrascht. Aber auch bei sonstigen Gelegenheiten wie Hochzeitsfeiern unserer Theatermitglieder oder das 100-Jahr-Jubiläum des Heimatvereins im Jahr 2011 wurden die Gäste mit selbstgeschriebenen themenbezogenen Sketchen unterhalten.

Im Jahr 2016 wollte die Theatergruppe bei der Salzburger Landesausstellung anlässlich eines „Gemeindetages“, an dem die Stadt Neumarkt die Gelegenheit hatte sich vorzustellen, eine Szene zum Thema „200 Jahre Salzburg bei Österreich“ aufführen, was aber leider wegen krankheitsbedingtem Ausfalls eines Mitspielers nicht zustande kam. Diese Szene wurde dann bei der Adventsmarkteröffnung in Neumarkt gespielt.

2000-Stadterhebung-"Grenzstreitigkeiten zweier Grundnachbarn"

2017 übernahm die Theatergruppe im Zuge der „Langen Nacht der Kirchen“ die Aufgabe, die Filialkirche Neufahrn (Gem. Neumarkt) vorzustellen. Es wurde dabei versucht, sachliche Informationen über die Kirchengeschichte auf unterhaltsame Weise dem Publikum darzubringen. Dass das ganz gut gelungen ist, bestätigten die durchwegs positiven Reaktionen der Zuschauer (auch noch mehrere Wochen nach der Veranstaltung).

2017-"Kirche Neufahrn"

7. Corona-Zeit

Im Frühling 2020 wurde die Komödie „Armer Einbrecher, frisch totgemacht“ einstudiert, und am 20. März sollte Premiere sein. Parallel zu den Theaterproben gab es damals laufend Meldungen in den Medien von einem „Corona-Virus“, das sich immer schneller in Europa ausbreitet. Diese Nachrichten nahm man aber vorerst eher gelassen zur Kenntnis, und so wurde 2 Wochen vor der Premiere am Wochenende des 7. März die Bühne im Gasthaus Gerbl aufgebaut. Am Montag wurden dann noch die Kulissen tapeziert und Möbel aufgestellt, so dass am Dienstag (10. März 2020) die erste Probe auf der fertigen Bühne stattfinden hätte können. An diesem Dienstag wurden aber auch erste „Corona-Maßnahmen“ angekündigt, die 3 Tage später zur Ausrufung eines 3-wöchigen totalen „Lock-down“ führten. Indem bereits alles vorbereitet war, sollten die Vorstellungen dann unmittelbar nach diesem Lock-down stattfinden. Da dieser aber verlängert wurde, und auch anschließend keine Veranstaltungen zugelassen waren, musste die Theaterbühne „unbespielt“ wieder abgebaut werden. Auch im Herbst 2020 konnte das Stück wegen der aufkommenden „2. Corona-Welle“ nicht aufgeführt werden. Indem diese 2.Welle nahtlos in die 3.Welle überging, die sich bis nach Ostern 2021 hinzog, waren Theateraufführungen auch im Frühling nicht möglich. Der nächste angepeilte Termin im Herbst 2021 wurde durch die 4.Welle verhindert und eine Inszenierung im Frühling 2022 scheiterte an der „Omikron-Welle“. Da diese aber relativ mild verlaufen ist und die Pandemie-Wellen auch in den Sommermonaten der vergangenen Jahre immer einigermaßen abgeflaut sind, konnten wir schließlich im Juni 2022 unserem Publikum endlich zeigen, wie sich die Geschichte vom „Armen Einbrecher, frisch totgemacht“ zugetragen hat.

Facebook Beitrag - Mai 2020

Aber dennoch gab es auch in der Zeit der Lock-downs einige Auftritte, die allerdings wegen der Corona-Beschränkungen im Freien stattfanden. Anlässlich der Glockenweihe bei der Hauskapelle vom Hinterroider-Bauer in Lengroid im August 2020 wurde die Szene „Vor der Himmelspforte“ aufgeführt, in der auch Figuren vorkamen, die normalerweise dort nicht anzutreffen sind (Menschen, Teufel, …). Die Handlung enthielt geschichtliche Informationen über die Kapelle, und es wurde auch auf humorvolle Art erklärt, warum sich diese „Glockenweihe um mehr als ein Jahr verzögert“ hat.

2020-"Vor der Himmelspforte"

8.Verfolgte Ziele

Das Ziel der Theatergruppe ist es, das Publikum „zwanglos“ zu unterhalten. Das heißt, die Zuschauer sollen herzhaft lachen und Spaß haben, ohne dass sie besonders über „Sinn und Hintergründe“ der gezeigten Handlung nachdenken müssen. Während einige wenige Theatermitglieder von Anfang an dabei sind, haben andere, die zum Teil erst später dazukamen, teils aus beruflichen Gründen, teils aus Zeitmangel, die Theaterspielerei bereits wieder an den Nagel gehängt. Insgesamt haben bereits mehr als 70 verschieden Personen an Theaterproduktionen mitgearbeitet. Dieses Theater bedeutet für Alle sehr viel Spaß und auch gesellige Unterhaltung, aber auch sehr viel Arbeit (jährlich zwischen 60 und 70 Termine für Proben, Aufführungen, Bühnenbau, Seminare, Theaterbesuche der umliegenden Gemeinden usw), denn es ist nicht damit abgetan, die Texte zu lernen, sondern es sind auch sehr viele Arbeiten notwendig, die dem Publikum verborgen bleiben. So müssen erst einmal dutzende Manuskripte gelesen werden, um ein passendes Stück zu finden, dann müssen die Texte einstudiert werden. Während der 3-monatigen Probenzeit bei 2-3 Proben pro Woche muss jeder Darsteller versuchen, sich so gut wie möglich in den von ihm dargestellten Charakter hineinzuleben. Weiters müssen Kulissen entweder neu angefertigt oder umgebaut und instandgesetzt werden, Requisiten müssen besorgt werden, Mikrofone und Lautsprecher sowie Scheinwerfer müssen montiert und eingestellt werden, um einen „guten Ton zu hinterlassen“ und alles „ins rechte Licht zu rücken“. Sehr viel Zeit nimmt auch die Werbung in Anspruch. In diesem Fall ist die Kreativität der Leute gefordert, um die Werbung so effektiv wie möglich zu gestalten, denn einer Werbung in großem Stil steht meistens ein eher bescheidener finanzieller Ausgabenrahmen entgegen. Diese ganze Arbeit auf sich zu nehmen, verlangt von den Theaterleuten viel Idealismus und viel Begeisterung für die „Bretter, die die Welt bedeuten“, doch der Applaus nach einer gelungenen Vorstellung ist für alle der Lohn für die ganzen Bemühungen und die viele aufgewendete Freizeit.

Wir hoffen, mit den Aufführungen unserem Publikum auch in Zukunft ein paar gemütliche und unterhaltsame Stunden bieten zu können.